Das ‚Leuchtturm-Dorf‘ Pétessiro wurde überfallen

Am 12. November 2020 überfielen Terroristen „unser“ Dorf Pétessiro im Norden von Burkina Faso. Sie raubten die Krankenstation aus, rissen die Solarpaneele vom Dach und verwüsteten das Büro des Schuldirektors. Verängstigt flohen viele der 3000 Dorfbewohner vor den Angreifern in die nächstgelegene Stadt Thiou. Dort werden vorerst vor allem die Alten und die Kinder bleiben.

Gespürt hatten die Menschen die wachsende Bedrohung schon länger. Pétessiro liegt sehr nah an der Grenze zu Mali. So wurden von den Dorfbewohnern vorsichtshalber die Solarpaneele vom Schuldach und den Logements der Lehrer und Krankenpfleger abgebaut und mit den dazugehörigen Batterien im Zentrum von Thiou in Sicherheit gebracht. Glücklicherweise wurden die Gebäude bei dem Überfall nicht zerstört. Allerdings wurden den Bauern ihr Vieh und die Ernteerträge gestohlen.

Mittlerweile sind über eine Million Menschen innerhalb von Burkina Faso, das nach wie vor zu einem der ärmsten Länder der Welt zählt, auf der Flucht.

In den Jahren ab 2006 bis heute hatte sich das Dorf zu einem ‚Leuchtturm‘ entwickelt, oder wie es Madame Zourata Zonon beschrieben hatte: „Pétessiro ist meiner Ansicht nach ein Modell-Dorf. Dank der Entwicklung und Sensibilisierung seit nunmehr 14 Jahren ist der Unterschied zu vorher sichtbar. Mit einer gut ausgestatteten Kranken- und Sozialstation haben wir Pflege vor der Haustür. Wir haben eine gesunde Umwelt, unsere Kinder lernen unter idealen Bedingungen – wir sind überglücklich. Danke an Madame Kathrin und alle ihre Unterstützer und Mithelfer.“

Die Bewohner*innen waren alle an der Entwicklung ihres Dorfes beteiligt und alle hat es mit Stolz erfüllt. Bis es nun – wie leider schon so viele andere Dörfer im Norden des Landes – überfallen wurde. Bedroht ist diese Region bereits seit einigen Jahren. Die Grenze zum Nachbarstaat Mali ist sehr nah, in dem die Terrororganisation Al Quaida seit 2012 an einem bewaffneten Konflikt beteiligt ist. Inzwischen gibt es viele verschiedene terroristische Gruppierungen, es kommt in der Sahelzone immer wieder zu Entführungen, Übergriffen, Plünderungen und Morden. Allein in Burkina Faso sind bis heute über eine Million Menschen auf der Flucht vor Terror und Gewalt.

Seit über fünf Jahren konnte wegen Sicherheitsbedenken leider niemand von Wunschträume/Netzwerk für Mädchen- & Frauenprojekte e.V. das Dorf Pétessiro besuchen. So kam während unserer jährlichen Projektreise jedes Mal eine Delegation des Dorfes zu uns in die Hauptstadt Ouagadougou um sich zu bedanken und zu berichten, wie glücklich und zufrieden sie seien.

Zuverlässiger Projektleiter vor Ort ist von Anbeginn Monsieur Mamoudou Sawadogo, der uns stets – und gerade auch jetzt, in dieser schwierigen Zeit – zu den neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden hält, uns auch Fotos schickt, sodass wir unsere Unterstützer und alle Spenderinnen und Spender bestmöglich informieren können.

Die Nachricht vom Überfall auf Pétessiro hat uns alle sehr erschüttert. Wie kann es, wie wird es jetzt weitergehen?

Eines steht im Moment fest: Es sind vor allem die jüngeren Leute, die hochmotiviert sind und ihr Dorf keinesfalls verloren geben oder es gar aufgeben wollen. Das lässt hoffen!



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