Shanty-Botschafter in Burkina Faso

Udo Brozio und Frau Inge schauten sich Hilfsprojekt persönlich an / „Gartenfrauen“ können jetzt wieder sauberes Wasser schöpfen

Dank Udo Brozio wurde wahr, was als verrückte Idee geboren wurde: Am 22. November saßen der Leiter des Shanty-Chors Cuxhaven und seine Frau Inge neben der Gründerin und Vorsitzenden des Vereins „Wunschträume – Netzwerk für Mädchen- & Frauenprojekte“, Kathrin Seyfahrt im Flugzeug von Hamburg via Brüssel nach Ouagadougou, der Hauptstadt des westafrikanischen Staats Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt. Ziel der Reise waren die feierliche Eröffnung einer Krankenstation sowie der Besuch verschiedener Projekte, von denen eines – die Gartenfrauen von Zemstaaba – auch vom Shanty-Chor mit „Wassergeld“ unterstützt wird.

Außerdem stand ein Musikabend mit 120 Waisenkindern und 30 auszubildenden jungen Frauen und Männern auf dem Programm. Aus München waren noch die stellvertretende „Wunschträume“-Vorsitzende Andrea Vielhauer und Gerd Schulz mitgereist sowie aus Hamburg Ralf Henning. Seit der Gründung von „Wunschträume – Netzwerk für Mädchen- & Frauenprojekte“ vor 15 Jahren wird der private Schulkomplex Wend Raabo (Gottes Wille) am Stadtrand von Ouagadougou unterstützt und gefördert. Aus den anfangs 315 Schülerinnen und Schülern sind mittlerweile 1200 geworden, die von der Grundschule bis zum Abitur bleiben können.

Ferner gibt es ein Ausbildungszentrum für Mädchen, einen Kindergarten und nun auch eine richtige Krankenstation. Diese wurde am 24. November in Anwesenheit vieler Ehrengäste (unter anderem des Gesundheitsministers von Burkina Faso und eines Mitarbeiters der Deutschen Botschaft), natürlich aller Kinder der Schule und vieler Eltern mit Reden, viel Musik und Tanz eröffnet. Als nach der Rede von Kathrin Seyfahrt Udo Brozio zum Akkordeon griff und die rund zweitausend Anwesenden einlud, das von ihm angestimmte afrikanische Friedenslied mitzusingen, war die Stimmung auf dem Wend-Raabo-Schulhof grandios.

Zwei Tage später ging es zu den „Gartenfrauen“, deren Brunnen dank der Hilfe des Shanty-Chors Cuxhaven nachgebohrt und saniert werden konnten. Außerdem wurde das ganze Gelände eingezäunt. Vor einer Runde durch den Garten berichteten die Frauen über ihr Leben und wie es sich durch dieses Projekt und die Unterstützung positiv verändert habe. Sie hatten vor einem Jahr gehört, dass ein Männerchor sich für sie engagiere und hatten eine Postkarte vom Shanty-Chor Cuxhaven bekommen. Nun die Frage: Ob sie denn ein solches Lied hören könnten?

Natürlich erfüllte Udo Brozio gerne diesen Wunsch. Zwar hatte er sein Akkordeon nicht dabei, so sang er „einfach“ ein Shanty a cappella. Gleich nach den ersten Takten sprangen die Frauen auf, klatschten begeistert mit und fingen an zu tanzen. Kathrin Seyfahrt: „Es ist wunderbar zu sehen, wie die derzeit im Projekt tätigen 45 Frauen zusammen Salat und Gemüse aller Art anbauen, welches sie später auf dem Markt verkaufen. So können sie ihr Leben meistern. Ein gelungenes Projekt. Die Frauen sind begeistert dabei, und die Erfolge sind beeindruckend.“

Eine große Bitte wurde den Gästen zum Abschluss noch vorgetragen: Ein Ziehbrunnen müsse nachgebohrt und saniert werden. Außerdem wünschen sich die Frauen eine solarbetriebene Pumpe für den Wassertank. Die Pumpe arbeitet derzeit über Strom, der enorm teuer ist. Hier könnten durch die Sonnenenergie erhebliche Kosten gespart werden. Ein Kostenvoranschlag liegt vor – rund 4600 Euro. Vielleicht können hier wieder Menschen von der Küste und dem Land fernab vom Meer helfen?

Im April werden Kathrin Seyfahrt und Udo Brozio – natürlich begleitet von dessen Live-Gesang – in Cuxhaven mit Bildern und Filmen über den Besuch berichten. (mr/cn)

Hintergrund:

Journalistin Kathrin Seyfahrt ist gebürtige Hamburgerin, kennt Cuxhaven gut und ist oft hier. Ihre Urgroßmutter stammte aus Döse. 2014 hat Kathrin Seyfahrt den Shanty-Chor Cuxhaven für ein Hörfunk-Feature über Shantys und Seefahrtslieder besucht. Chorleiter Udo Brozio lieferte damals die Hintergrundinformationen zu den typischen Arbeitsliedern der Seeleute. Ihr Hilfsprojekt „Wunschträume – Netzwerk für Frauen- und Mädchenprojekte e.V.“ begeisterte den Chor so, dass dieser beschloss, künftig einen Euro pro verkaufter CD für den Aufbau der Wasserversorgung in Burkina Faso zu spenden.

Cuxhavener Nachrichten, Maren Reese-Winne, 10.01.2018

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