Projektreise vom 20. Februar bis 2. März 2017

„Wir sind sehr zu-frie-den…..“ singen die Schülerinnen von Wend Raabo und bedanken sich für die Unterstützung ihrer Schule

Bei der Landung in Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos, schlägt einem die trockene Hitze förmlich entgegen und Staub und Brandgeruch der unzähligen Feuer- Kochstellen legen sich auf die Atemwege. Sofort muss man husten. Nachmittags um halb fünf zeigt das Thermometer noch immer 36°C.

Ouagadougou hat die fünftschlechteste Luft weltweit, erfahren wir bei unserem 10-tägigen Aufenthalt. Wir, das sind diesmal meine fünf wunderbaren Mitreisenden Jan Henning, Andrea Vielhauer, Bernd Klingl, Richard Hess, Dr. Josef Endl und meine Wenigkeit. Anstrengende, aber erfüllte Tage.

Aus Hamburg, München und Zürich kommend treffen wir uns am Vormittag zum Weiterflug in Brüssel. Pünktlich setzt die Maschine zur Landung in Ouagadougou auf. Sidiki wartet schon.

Die Einreiseformalitäten brauchen jedes Mal ihre Zeit: Gesichtskontrolle…, Fingerabdrücke…, dann endlich der Stempel, und auf zum Fließband. Alle Koffer sind mitgekommen. Draußen, vor dem Flughafen warten noch Mamoudou und Boureima. Bis alle sich begrüßt haben, die Koffer verstaut sind, zieht es sich. Dann geht die Fahrt zum Gästehaus AMPO und ‚Chez Guiliana‘. Da es bei AMPO nur drei Zimmer gibt, müssen wir uns auf zwei Häuser verteilen. Kein Problem, sind die beiden Häuser doch recht nah beieinander.

Um 19.00 Uhr brechen wir gemeinsam mit Katrin Rohde zu ‚Chez Simon‘ in der Innenstadt auf, ein libanesisches Restaurant, wo man herrlich draußen sitzen und gut essen kann. Ankommen in einer anderen, eben afrikanischen, Welt. Fremd und wohltuend!

Am nächsten Morgen haben wir um 10.30 Uhr den ersten Termin: Besprechung mit Herrn Sanon in der deutschen Botschaft. Sidiki begleitet uns. Nachdem jeder einzeln das Sicherheitstor passiert hat, befinden wir uns kurzzeitig auf deutschem Boden. Wir sitzen im grünen Garten bis Herr Sanon uns abholt. Er ist Burkinabé und arbeitet schon seit einigen Jahren in der Botschaft. Er spricht fließend deutsch. Wir stellen uns kurz vor, berichten vom Stand unserer Projekte. Ich bedanke mich, dass er im vergangenen Jahr nach Pétessiro gereist ist, wo die Botschaft das Ausbildungszentrum für Frauen mit Material unterstützt hat. Als Weiße können wir derzeit nicht in die Region fahren, die Grenze nach Mali ist zu nah.

Nach regem Austausch und kurzer Mittagspause fahren wir zum Schulkomplex Wend Raabo, wo wir von Spalier stehenden, Fähnchen schwenkenden Kindern herzlich willkommen geheißen werden.

 

Schwerpunkt heute: Besichtigung der Baustelle für die Sanitätsstation für die rund 1.500 Wend Raabo-Kinder. Die Streifenfundamente sind bereits ausgehoben und die Zementsteine werden vorbereitet.

Außerdem hatte ich für den Nachmittag um ein Zusammentreffen mit dem gesamten Schul-Staff gebeten. Sie alle sollten einmal gemeinsam berichten und einen kleinen Dank erfahren. So bekommt jede und jeder ein kleines Damen- bzw. Herren-‚Nivea‘-Set.

Viele Schülerinnen und Schüler haben sich drum herum versammelt. Die Theatergruppe trägt kleine Poems und Lieder vor. Anschließend gibt es zu essen und zu trinken. Ein kleines Fest außer der Reihe, das allen Spaß und Freude bereitete.

Auf der AMPO-Terrasse lassen wir später den Abend ausklingen.

 

Der folgende Tag ist ebenfalls ganz dem Schulkomplex Wend Raabo gewidmet. Früh holt uns Sidiki ab. Nach einer Begrüßung und dem obligatorischen Flaggen hissen mit burkinischer und deutscher Nationalhymne beginnt das Programm.

 

Wir besuchen einzelne Klassen. Als erstes den Physik- und Chemiesaal.

Unterrichtet wird gerade über elektrische Schaltungen und anschließend über den Aufbau des menschlichen Körpers.

Großartige Spenden anlässlich einer Geburtstagsfeier in München ermöglichten die vielen Anschaffungen, die für den natur-wissenschaftlichen Unterricht notwendig sind.

Die über das Goethe-Institut ausgebildete Deutschlehrerin, Madame Jeannedarc Compaoré, lässt uns am Unterricht teilnehmen. Etwa 25 bereits etwas ältere Schülerinnen und Schüler stellen sich uns vor und präsentieren uns Leseproben. Dabei fällt uns ein sehr schlecht sehender Junge auf. Er soll demnächst vom Augenarzt gründlich untersucht werden und dann mit einer Brille versorgt werden.
Um den Schülern die Gelegenheit zu bieten Deutsch auch einmal von einem Muttersprachler zu hören, werden auch wir gebeten einige Textpassagen zum Besten zu geben.

Insgesamt lernen ca. 80 Jugendliche der Wend Raabo Schule die deutsche Sprache.

Immer eine große Freude bereitet der Besuch im Kindergarten.
Die Kleinen sind zwischen 3 und 6 Jahre alt und werden sichtbar gut betreut und auf den späteren Schulbesuch spielerisch vorbereitet. Die tägliche warme Mahlzeit und ein Fruchtsaft tragen zu gesundem Wachstum bei. Der Kindergartenbesuch bleibt den meisten Kindern aus sozial schwachen Familien in Burkina Faso leider verwehrt.

Wir schauen bei den Köchinnen vorbei. Traditionell kochen sie im Freien in riesigen Töpfen auf dem Holzfeuer – keine Holzkohle, welche unnötig wertvolle Ressourcen verschwendet. Wie Richard meint, die beste Art Speisen zuzubereiten, da sie den lokalen Gegebenheiten entspricht, keine hochtechnischen Geräte eingesetzt werden und das Personal mit der Arbeit gut vertraut ist.

Im kleinen Schulgarten wächst einiges an Gemüse und Salat. Die Kinder bewässern täglich die Pflanzen. Probleme gab es mit den Hebeln der Wasserhähne, die immer wieder brechen. – Hier konnte inzwischen geholfen werden. Ein SES-Mann (Senior Expert Service), der zur gleichen Zeit wie wir in Burkina Faso war, hat sich die Hähne angesehen und erkannt, woran das Problem lag. Neue Wasserhähne, die sogar nur die Hälfte der alten, kaputten kosten, wurden angeschafft und montiert.

Das kleine Waisenhaus bedarf einer Generalsanierung, bei welcher die 16 darin untergebrachten Waisen und Halbwaisen alle mithelfen sollen.

Der Informatikraum weist Mängel auf, die vor Ort behoben werden können. Zum Beispiel müssen die Computer mit Abdeckungen vor Staub geschützt werden. Ein W/L-Router an der Wand muss repariert und zahlreiche Elektroleitungen sicherer verlegt werden. Noch wird mit Windows 7 und Office 2007 gearbeitet. Im Moment vielleicht eine gute Wahl. Langfristig betrachtet sollten sicher neuere Programme vorgestellt werden, damit die Kinder nicht Dinge lernen, die auf dem Arbeitsmarkt bereits veraltet sind.

Erfreulich unser Besuch in der Bibliothek Gunter Sachs. Hier konnten im vergangenen Jahr dank Förderung durch die Mirja-Sachs-Stiftung erfreulich viele neue Schulbücher gekauft werden. Inzwischen sind auch alle Bücher registriert und stehen ordentlich mit Nummern versehen in den Regalen. Jedes Ausleihen und jede Rückgabe wird notiert. Weitere Bücher können dank nochmaliger Unterstützung durch die Stiftung in diesem Jahr angeschafft werden.

Bedenkt man, dass Sidiki Belem 1990 mit einem ersten Klassenzimmer und zehn Kindern die Schule begonnen hat, bei meinem ersten Besuch in Burkina Faso vor elf Jahren 315 Kinder die Schule besuchten, und es heute ein Schulkomplex mit rund 1.500 Kindern ist, so ist diese Entwicklung sicher eine gewaltige. Nun kommt noch eine Sanitätsstation dazu, die derzeit dank Förderung durch Sternstunden e.V., die Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks, gebaut werden kann.

Jetzt gilt es die Gebäude und natürlich auch den guten Ruf und Standard der Schule zu unter- beziehungsweise zu erhalten. Hier kann und muss die Schule nun weitgehend selbst dafür aufkommen.

Angewiesen auf Unterstützung sind weiterhin viele Kinder, deren Eltern das notwendige Schulgeld nicht aufbringen können.
Ebenso wird die tägliche Schulspeisung (23 Cent/ Tag/Kind = 1,15 €/Woche = 4,60 €/Monat = 41,40 €/Schuljahr) für alle Kinder auch in den nächsten Jahren noch aus Spendengeldern aufgebracht werden müssen. Wie sollte eine alleinerzie-hende Mutter, deren tägliches Einkommen 25 Cent beträgt, ihrer Tochter täglich 23 Cent fürs Essen geben?
Hier bitten wir dringend um weitere Unterstützung, beispielsweise unter www.betterplace.org/p48962

 

Tag drei unserer Projektreise steht ganz im Zeichen von ‘BangrNoma‘ (auf Deutsch:  ‘Es gibt nichts Besseres als Wissen‘), der Vorort-Organisation von Rakieta Poyga. Gleich in der Früh besuchen wir die ‘Gartenfrauen‘ vom Zemstaaba-Projekt, deren Brunnen dank Hilfe durch den Shanty-Chor-Cuxhaven nachgebohrt und saniert wurden und das ganze Gelände konnte eingezäunt werden. Es ist wunderbar zu sehen, wie die derzeit 45 tätigen Frauen mit ihrer Zusammenarbeit Gemüse und Salat aller Art anbauen, das sie später auf dem Markt verkaufen. So können sie ihr Leben meistern. Ein gelungenes Projekt. Die Frauen sind begeistert dabei und die Erfolge sind beeindruckend.

Eine große Bitte wird uns vorgetragen: Es fehlt noch ein Ziehbrunnen, der nachgebohrt und saniert werden sollte. Außerdem wünschen sich die Frauen eine solarbetriebene Pumpe für den Wassertank. Die Pumpe arbeitet derzeit über Strom, der enorm teuer ist. Hier könnten erhebliche Kosten gespart werden. Kostenvoranschläge dafür sind angefordert. Gerne möchten wir diesen Frauen die Unterstützung geben.

Von ‘Zemstaaba‘ geht es weiter zum ‘Centre Delwendé‘, wo die als sogenannte ‘Hexen‘ verbannten Frauen leben. Derzeit sind es 242 Frauen und 4 geisteskranke Männer. Lebten sie früher nahe dem Zentrum am Stausee, hat man sie jetzt auf ein Gelände 18 Kilometer entfernt von der Stadtmitte umgesiedelt.

Mit viel Mühe spinnen sie Baumwolle, suchen verlorene Getreide- und Maiskörner auf der Straße, die sie dann für ihr tägliches Essen reinigen. Ganz auf sich gestellt, werden sie lediglich von zwei katholischen Schwestern und einem Hausmeister, der sich gerade ein Bein gebrochen hatte, begleitet.
Es ist ergreifend wie gerade die ganz Alten (sie wissen oft gar nicht, wie alt sie sind) und schwachen Frauen, oft nur mit einem Tuch bekleidet, in ihren Räumen auf dem Boden sitzen und Baumwolle kämmen. Matratzen gibt es nicht. Sie schlafen auf ganz einfachen Matten.

Konnten wir die Frauen in den vergangenen Jahren immer ein bisschen mit Lebensmitteln unterstützen und ihnen das Weihnachtsfest mit sehnlichst gewünschten Maccheroni verschönern, so konnten wir es diesmal sogar im März noch etwas Weihnachten für sie werden lassen: Eine mehr als großzügige Spenderin hatte uns sagenhafte 5.000 Euro für genau diese Frauen überwiesen. Mit dieser wunderbaren Zuwendung kann nun ein Garten mit Bewässerungssystem angelegt werden. So können die Frauen für sich selbst, aber auch für den Verkauf auf einem der kleinen Märkte Gemüse und Salat anbauen.

Solch ein ‘Geschenk‘ überreichen zu dürfen, erfüllt mich jedes Mal mit einem unbeschreiblichen Gefühl von Freude, Glück, Dankbarkeit. Die ‘Delwendé-Frauen sind mir/uns sehr ans Herz gewachsen, so dass wir es zumindest einmal im Jahr weiterhin Weihnachten für sie werden lassen.

Kleine Mittagspause im Centre von Bangr-Nooma, bevor wir am Nachmittag die Ausbildungsstätten dort (Schneiderei, Schweißerei, Elektronik) besuchen.

Die ganz große Überraschung war dann, dass uns ein Erste-Hilfe-Kurs präsentiert wurde – mit stabiler Seitenlage, diversen Verbänden…..
Vor genau einem Jahr hatte Jan erste Grundbegriffe in Erster Hilfe vermittelt, und seither werden alle Jugendlichen regelmäßig geschult. Jan ist begeistert, was von seinen ersten Anfängen hängengeblieben und hochmotiviert weitergeführt worden ist. Kleine Momente, die auch unsere Arbeit belohnen.

 

Am folgenden Freitag brechen wir bereits früh auf. Am Wochenende sind Ouahigouya und Youba geplant. 200 Kilometer mehr oder weniger asphaltierte Straße in Richtung Norden. Wir fahren durch Arbollé, Yaco – Gourcy, die Landschaft wird immer mehr trockener Sahel.
Hier ist schon lange kein Tropfen Regen mehr vom Himmel gefallen.

 

Wir checken, wie schon auf früheren Reisen, wieder im sehr afrikanischen Hotel ‘L’Amitié‘ ein. Dann müssen wir uns bei der Gendarmerie-Station melden und bekommen für den Aufenthalt unsere eigenen Leibwächter. Die Sicherheit im Land schreibt das für Ausländer vor.

 

Erste Zusammenkunft in Ouahigouya mit Monsieur Gassamy Diallo, dem Bürgermeister von Thiou, der ein Mikrofinanzprogramm erarbeitet hat, das möglicherweise auch in Pétessiro eingesetzt werden soll. Zunächst bedankt sich der Bürgermeister, dass wir – obwohl die Region als nicht sicher gilt – gekommen sind. Das Projekt klingt alles in allem plausibel und interessant, dürfte für unseren Verein aber letztlich zu kostspielig sein. Josef Endl wird hier mit unseren Bezugspersonen in Pétessiro weiter verhandeln und klären.

Nach kurzer Mittagspause erwartet uns eine Delegation aus Pétessiro zu Gespräch und Austausch. Aus Sicherheitsgründen können wir weiterhin nicht selbst ins rund 50 Kilometer entfernte Dorf fahren, also reist uns jedes Mal eine Gruppe entgegen. Unter anderem waren wieder Animateure und Animatricen dabei, sowie der neue Krankenpfleger, der Bürgermeister und zwei Vertreter der Dorfschule.

Zunächst große Dankesreden auf all das, was sich verbessert hat. Die Menschen scheinen sehr glücklich über die Fortschritte, dennoch gibt es natürlich weitere, nicht unerhebliche, Wunschträume wie zum Beispiel vier Logements für die Lehrer. Ein leidiges Thema, aber wer in afrikanischen Dörfern Schulen baut, muss auch Wohnungen für Lehrer bauen (ansonsten gibt es kaum motiviertes Personal). Ein Kostenvoranschlag über 28.500 Euro liegt vor, 7.200 Euro würde das Dorf übernehmen.

Derzeit besuchen 219 Kinder die jetzt sechs-klassige Schule. Ein paar wenige hätten das Zeug weiter zur Schule zu gehen, die aber ist 10 Kilometer entfernt und teuer. Langfristig hätte das Dorf gern eine höhere Schule. Außerdem möchten in den umliegenden Dörfern Menschen zu Animateuren/Animatricen ausgebildet werden. Wir bitten um eine Evaluation: Wie viele Menschen leben in den umliegenden Dörfern? Würde sich eine höhere Schule in Pétessiro als Zentrum lohnen? ….

Ein Moped für die Krankenstation, eine Solarpumpe für den Brunnen,  Medikamente, ein Gebäude für die Honig-Verarbeitung, Material fürs Weben … jede Menge kleinere und größere Wünsche werden vorgetragen. Um zu entscheiden, was am vordringlichsten ist und was am dringendsten benötigt wird, bitten wir die Vertreter des Dorfes um eine Prioritätenliste.

Aufstellen zum Gruppenfoto, bevor wir uns von den Menschen aus Pétessiro verabschieden. Ein bisschen weh tut’s schon, dass wir in das Dorf, aus dem wir von so schönen Fortschritten hören und auf Bildern sehen können, nicht selbst hinfahren können. Aber vielleicht klappt’s ja in 2018.

Am nächsten Tag brechen wir früh auf in das etwa 11 Kilometer entfernte Youba, wo wir auch Fadumo und Walter Korn, sowie zwei Frauen aus dem Verein NALA e.V treffen. Auf dem Programm stehen Schulbesuch, Brunnen-Besichtigung, Krankenstation und Ausbildungszentrum für Frauen. Ein straffes Pensum bei über 40° und absolut trockener Luft.

Direktor Manegueba Djiguemdé vom Lyzeum überzeugt uns mit vorbildlichen Klassenräumen und absolut sauberen Latrinen. Seine 285 Schüler – 120 Mädchen und 165 Jungen – wirken hochmotiviert. Viele von ihnen haben den Wunsch Arzt, Lehrer oder Krankenschwester zu werden. Natürlich wünschen auch sie sich eine Bibliothek, einen Informatikraum, ein Gebäude für die Lehrer und eine tägliche Schulspeisung. Am dringendsten benötigt werden weitere Schultisch und Bänke, denn die Jugendlichen sitzen sehr beengt. Da uns gerade ein Scheck über 1.000 Euro in einer Münchner Grundschule überreicht wurde, können wir hier schnell Abhilfe schaffen.

Weitere Tische und Bänke werden auch von der Grundschule benötigt. Außerdem Bücher und die Sanierung der älteren Gebäude.

Wir machen einen Gang durch die staatliche Krankenstation, in der einige Räumlichkeiten mit Hilfe von Wunschträume/Netzwerk für Mädchen- & Frauenprojekte e.V. nach den sintflutartigen Regenfällen 2015 wieder instandgesetzt wurden.

 

 

Wirklich überzeugend und eine große Freude in Youba bereitet uns das Ausbildungszentrum für Frauen.

Nach der erfolgreichen Alphabetisierung konnten inzwischen viele Frauen ein einträgliches Handwerk  erlernen, wie Seifenproduktion, Weben, Tierstricke herstellen oder Töpfern. Stolz zeigen sie uns ihre inzwischen wirklich sehr schön hergestellten Produkte.

Mit dem Verkauf können viele der Frauen zum Lebensunterhalt ihrer Familien beitragen und/oder ihren Kindern das Schulgeld bezahlen.

Es bedarf sicher noch einiger zusätzlicher Anschaffungen, auch soll eine weitere Gruppe einen Alphabetisierungskurs mit anschließender Ausbildung machen können, aber hier lässt sich absehen, dass diese Frauen in vielleicht zwei, drei Jahren selbstständig weitermachen können.

Von Youba fahren wir zurück in die Stadt Ouahigouya, wo uns ein weiteres Frauenprojekt vorgestellt wird. Ein kleines Projekt in Sachen ‘Erdnüsse‘ und allem, was man aus Erdnüssen machen kann (Erdnüsse geröstet, Erdnüsse gebrannt, Erdnussöl, Erdnussbutter, Erdnusskekse). Eine äußerst aktive Frauengruppe, welche von einem kleinen Verein in Nizza gefördert wird.

Die NALA-Gruppe verabschiedet sich, da sie noch einen weiten Weg in ‘ihr Dorf‘ zurück haben, und wir erleben abends eine berührende Benefizaktion für behinderte Menschen. Jeweils eine 5-köpfige Gruppe erhält einen Zentner-Sack Mais, und einer 19 Jahre jungen Frau können wir einen, von der Organisation AMPO gesponserten, Rollstuhl übergeben. Mühsam schleppt sie sich mit ihrem Stock und der Hilfe eines Verwandten nach vorn, als ihr Name aufgerufen wird. Man hilft ihr in ihrem neuen Gefährt Platz zu nehmen. Sprachlosigkeit und Jubel, Tränen der Freude laufen ihr übers Gesicht. Ängstlich die rechte Hand an der Bremse versucht sie erste Kreise zu fahren. Dann muss sie noch ein kleines Blitzlichtgewitter der Fotografen über sich ergehen lassen. Auch für uns ist dies ein besonders berührender Augenblick.

 

Am Sonntagmorgen ist noch ein Besuch im Dorf Bouri vorgesehen, eine Frauen-Kooperative, die von Sidiki Belems Organisation Fondation pour l’aide à l’enfant en détresse au Burkina unterstützt wird. Auch hier werden Seifen hergestellt, die auf dem Markt verkauft werden.
Auf der Fahrt zurück nach Ouagadougou machen wir noch einen kurzen Stopp beim 72-jährigen Yacouba, der seit 41 Jahren Bäume pflanzt und Heilfplanzen anbaut. Eine beeindruckende Persönlichkeit, mehrfach international ausgezeichnet und sehr bescheiden.

Die nächsten Tage sind schwerpunktmäßig nochmals für Wend Raabo bestimmt, aber auch ausgefüllt mit Besuchen anderer Projekte, zum Beispiel der Kindergarten und die Schule von Tasséré Derra, der großartigen Krankenstation bei AMPO und dem mehr als beeindruckenden landwirtschaftlichen Projekt Terra-Verde von Melchior Landolt. Richard und Jan sind für zwei Tage zur Augenklinik in Zorgho aufgebrochen, einem Projekt der österreichischen Organisation Licht für die Welt, und kommen erfüllt zurück.

Immer wieder jede Menge Gespräche, Kostenkalkulationen, Ideen, Diskussionen… Gerade auch der Austausch mit und der Besuch von anderen Projekten und ihren Leitern ist wichtig. In gemeinsamen Gesprächen kann man Vieles erfahren und Netzwerk lernen. Genau dieses Netzwerk möchten wir, dass eines Tages unter den Menschen von Bukina Faso, Burkinabé genannt, von alleine funktioniert, dass sie sich gegenseitig unterstützen und helfen.

Etwas erschöpft, aber auch voller Bilder und Eindrücke kehren wir alle nach zehn ereignisreichen und sehr heißen Tagen zurück nach Deutschland. Wir konnten uns überzeugen, dass die von uns unterstützten Projekte alle einen großen Aufschwung genommen haben. Nicht zuletzt dank wertvoller Hilfe und Unterstützung von Ihnen allen, liebe Spenderinnen, liebe Spender und wunderbarer Förderungen durch Sternstunden e.V., Mirja-Sachs-Stiftung, Fons-Margarita, Augstein-Stiftung, Rapunzel Hand-in-Hand-Fonds, Schmitz-Stiftungen, der Schwabinger Kreuzkirche, sowie dem Shanty-Chor-Cuxhaven.

Ein herzliches  ‘Barka‘ –  ‘Merci‘ –  ‘Danke‘ aus Burkina Faso.

Die Menschen in Burkina Faso, das noch immer zu den ärmsten Ländern der Welt zählt, hoffen weiter auf unsere Hilfe. Wir würden uns freuen, wenn wir uns auch weiterhin auf Ihre Unterstützung verlassen dürfen.

Kathrin Seyfahrt

Fotos: Bernd Klingl

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